Stefans Abenteuer im Land der fehlenden Berge und in der Physik
Über mich
StefanIch bin seit Juni 2007 Doktorand an der TU Delft, Niederlande. Neben (theoretischer) Physik interessiere ich mich für Politik, Bücher aller Art und Radfahren. Für weiteres, siehe meine Homepage.

Sonntag, 7. Dezember 2008

Ich habe gelesen: Freakonomics

In den letzten Monaten etablierte sich das Ökonomen-Bashing quasi als Kaffeepausenunterhaltung in unserer Arbeitsgruppe. Es ging sogar so weit, dass wir ein Bankenbankrottgeh-Tippspiel aufziehen wollten...

Nun, Chris hat mir neulich "Freakonomics" von Steven Levitt und Stephen Dubner ausgeliehen. Und da jetzt Wochenende war und ich immer noch halbkrank bin, hatte ich genug Zeit zu lesen. Eigentlich sagt der Untertitel "A rogue economist explores the hidden side of everything" schon viel über das Buch. Es geht nicht um irgendein grosses, zusammenhängendes Thema, sondern die Autoren zeigen auf, dass offensichtliche Erklärungen oft nicht die volle Wahrheit sind. So zum Beispiel die Wohl kontroverseste Aussage des Buches, das der Rückgang der Gewaltkriminalität der letzten zehn Jahre in den USA nicht durch strengere Gesetze bewirkt wurde, sondern mit der Legalisierung von Abtreibungen Anfang der 70er Jahre. Und so geht es weiter durch das Buch, von Beispiel zu Beispiel. Zum Beispiel: Wieso leben die meisten Crack-Dealer noch bei ihren Müttern? Die Antwort: Auf den untersten Stufen der Ganghierarchie sind die Verdienste nicht viel besser als wenn man Burger braten würde, bei ungleich höheren Risiken (das Todesrisiko eines Gangmitglieds ist auf der Strasse höher als im Todestrakt..). Doch falls man es nach oben schafft, dann sind die Gewinne enorm.

Nun, als Fazit würde ich sagen: Ganz nettes Buch, mit amüsanten Fallstudien, die einen auch zum Nachdenken anregen. Allerdings ist es auch kein Buch, das einen die Wirtschaft im Allgemeinen besser verstehen läßt, außer eben der Erkenntnis, dass schnelle Erklärungen oft nicht ausreichen und man ein bisschen tiefer im Datenwust graben muss.

Volker Pispers: Lehrer, die Fußmatten der Nation?

Auf Hinterm Mond gleich links habe ich die folgenden zwei Clips von Volker Pispers entdeckt. Wie gewohnt zynisch und zu viele unliebsame Wahrheiten erwähnend. Diesmal sind das Opfer die Lehrer, oder es mit Volker Pispers zu sagen: "Ein Kabarett-Abend ohne Lehrer ist wie Bier ohne Alkohol".






Vielem was er da sagt, kann man eigentlich nur zustimmen. Und leider ist es beinahe schon zu traurig als das man darüber lachen kann. So zum Beispiel, dass man "jetzt, alles von den Hecken und Zäunen einsammelt, was bis drei zählen kann" -- war es doch jahrelang sehr schwer eine Anstellung als Lehrer zu finden, bis, ja bis "plötzlich" die Oberschulämter feststellten, dass bald ganze Kollegien in den Ruhestand gehen würden. Das war irgendwann Ende der 90er. Ich selbst hatte ja noch die ganzen Lehrer, die schon meine Mutter 20, 25 Jahre zuvor schon hatte, abgesehen von den "jungen" Lehrern -- meist Klassenkameraden meiner Mutter-- die noch rechtzeitig zur Einstellungswelle der 70er Jahre mit dem Studium fertig wurden.

Und da jetzt Lehrer "auf einmal" knapp sind, wurden gleich die Einstellungsvoraussetzungen ordentlich herabgesetzt -- für unpopuläre Fächerkombinationen (Mathe/Physik zum Bleistift), reicht zum Teil schon ein Schnitt von 4,0 aus. Sprich, jeder, der sich irgendwie durch Studium und Referendariat mogelt, wird eingestellt. Das zieht nicht wirklich nur die fähigsten an, sondern die richtig guten Lehrer (die gibt's, ich hatte ein paar von denen und ich zähle auch meinen Vater dazu) gehen halt im Rauschen der Mittelmäßigkeit unter. Eigentlich sollten es ja die Kultusministerien so machen, wie die grossen Unternehmensberatungen: Mit ordentlicher Bezahlung, an Engagement (und nicht Dienstalter) gekoppelten Aufstiegsmöglichkeiten und guten Arbeitsbedingungen (wieso muss ein Lehrer z.B. selber seinen Computer finanzieren?) die Masse von Absolventen anlocken und wirklich nur die fähigsten Einstellen. Und dann, wenn jemand wirklich ein guter Lehrer ist, auch beide Augen zudrücken, wenn es mit den Formalia nicht ganz so passt. So könnte ich zum Beispiel Mathematik in BaWü nur bis zur siebten Klasse unterrichten -- nicht, weil mir irgendeine pädagogische Ausbildung fehlt, sondern weil mir Mathematik aus dem Hauptstudium fehlt. Dass ich als theoretischer Physiker die Integral- und Differentialrechnung sicherlich genauso gut beherrsche wie ein Mathematiker ist wurscht. Für die Achtklässler und aufwärts muss es schon fortgeschrittene Zahlentheorie sein. Auf jeden Fall ist es so, dass nicht nur unqualifizierte Lehramtsanwärter nicht ausgesiebt werden, sondern auch (unter Umständen als Lehrer besser geeigneten) Quereinsteigern noch Steine in den Weg gelegt werden.