Stefans Abenteuer im Land der fehlenden Berge und in der Physik
Über mich
StefanIch bin seit Juni 2007 Doktorand an der TU Delft, Niederlande. Neben (theoretischer) Physik interessiere ich mich für Politik, Bücher aller Art und Radfahren. Für weiteres, siehe meine Homepage.

Sonntag, 26. April 2009

30 Songs

So, seit heute bin ich dreissig (übrigens, jetzt anzurufen ist zwecklos, bin mit dem Rad in Belgien unterwegs). Zur Feier des Tages daher die letzten dreissig Jahre in 30 Songs, die irgendwie eine Rolle für mich gespielt haben -- oder mir nur einfach auf die Nerven gingen.

Live is Life - Opus ist wohl das erste Lied aus dem Radio, das ich mit Namen kannte. Schätze ich mal. Mehr Erinnerungen daran habe ich nicht mehr -- wohl verdrängt. Stichwort Kindheitstrauma.

Looking for freedom - David Hasselhoff: Ja, ich war mal jung und wenn man jung ist, macht man dumme Sachen. Wie zum Beispiel Knight Rider eine coole Serie zu finden (für die man extra zu den Nachbarn schleichen musste..) und David Hasselhoff für einen Sänger zu halten. Aber das war noch in den 80igern, und da waren ja Geschmacksverirrungen normal.

Ist es nicht komisch, dass man von richtig guten Sachen erst hört, wenn sie vorbei sind? Das erste mal von Queen habe ich gehört, als Freddie Mercury starb und Bohemian Rhapsody in den folgenden Wochen zu Tode gespielt wurde. Interessanterweise scheint das für viele Leute meines Alters der musikalische Urknall gewesen zu sein -- auf jeden Fall habe ich schon von etlichen Freunden gehört, dass sie ihr musikalisches Leben als Queen-Fan begonnen hätten.

Don't let the sun go down on me - Elton John & George Michael, Rythm is a dancer - SNAP! und To be with you - Mr. Big waren der Soundtrack der Unterstufe. Insbesondere der ersten Partys, damals noch mit der ganzen Klasse im Keller von Linda's Haus. Ja, ja, lang ist es her...

Früher, als Twix noch Raider und SWR3 noch SWF3 hiess, da sass ich jeden Sonntag Nachmittag vor dem Radio -- erst die Elmi-Show von drei bis sechs, dann die Hitparade bis neun Uhr. Gefühlte hundert Wochen warend dort Runrig mit Loch Lomond auf Platz eins -- meiner Begeisterung für Schottland hat es trotzdem nicht geschadet. Ebenso wurden früher -- die Älteren mögen sich vielleicht noch erinnern -- noch tatsächlich ganze Konzerte im Radio übertragen. Unglaublich, gell? Keine Senderkennung alle zwei Minuten ("Radio X, die besten Hits" oder so ähnlich), sondern nur einmal in einer halben Stunde der Verkehrsfunk -- da musste man dann schnell auf den Stoppschalter des Kasettenrekorders drücken, wenn man das Konzert aufnehmen wollte. So entstanden nämlich damals die legendären "Stefans LiveMixe" -- ich, auf den Piepton des Verkehrsfunks lauernd, vor dem Radio kniend und Konzerte aufnehmend. Zum Beispiel das komplette Madstock-Konzert von Madness, oder auch ein cooles Konzert von Bruce Springsteen. Notiz an mich selber: Muss mal suchen, ob es die Kasetten noch irgendwo gibt.

Imagine - John Lennon: Meine allererste CD war eine Best of John Lennon, gekauft ca. 1992. Wirklich! Heute feiern wir auch den ersten Jahrestag ihres Ausleihens an einen (lieber anonym bleibenden) Freund -- ich sollte mal Xuhui fragen, ob er sie inzwischen fertig "kurz angehört" hat. Als Dauerleihgabe an ihn war die CD ja nicht gedacht....

Ebenso gut wie an die erste CD erinnere ich mich an mein erstes "richtiges" Konzert -- Eric Clapton im Hallenstadion Zürich, zusammen mit Papa, Otto und einem Lehrerkollegen. Erics Ankündigung vor dem ersten Song -- "tonight, there will be nothing but the blues" -- war Programm -- und ich war glücklich. Mein Plan, Clapton anstelle von Clapton zu werden musste ich dann ein, zwei Jahre später aufgeben da meine Versuche die Unplugged-Version von Layla zu spielen nur in verknoteten Fingern endete. Und dabei wäre ich doch auch ganz gern mal Gott gewesen.

Lange waren die Beatles für mich nicht besonders interessant -- She loves you, yeah, yeah mag ja Anfang der Sechziger eine geniale Liedzeile gewesen sein, aber mich hat das nicht wirklich vom Hocker gehauen. Und was anderes der Fab Four gab es nicht im Plattenschrank meiner Eltern. So dauerte es dann ganze 19 Jahre, bis ich merkte, dass es wesentlich coolere Sachen von ihnen gibt, wie zum Beispiel "I am the walrus" welches ich -- wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht -- das erste mal gehört habe, als ich Georg und Ina beim umziehen geholfen habe. Auf jeden Fall habe ich die so verdienten Mark damals gleich in die entsprechende Best of investiert.

Kurze Zeit später: Sommer 1998 -- erste Alpenradtour. Thomas und ich strampeln nach einem harten Tag bergauf durch die Weltmetropole Filzbach auf der Suche nach der Jugendherberge, als wohl der einzigste Jugendliche des Ortes wohl seine Stereoanlage testete. Mit "Langweilig" von Die Ärzte.

Jeder hat ja so seine kleine Geheimnisse. Meines ist, dass es mal eine Zeit gab -- Anfang der Oberstufe -- als ich auf Schlagerpartys ging. Zumindestens die im Metro in Friedrichshafen. Ja, ich bereue! Zur Busse höre ich jetzt auch Jazz. Ich hoffe, dass ich damit das Tanzen zu Nenas 99 Luftballons wiedergutgemacht habe. Unvergessen sind auch die O-Feten, wo garantiert immer So Lonely von The Police und natürlich Everybody needs somebody von den Blues Brothers laufen musste. Apropos, die Blues Brothers sind wohl der beste Musikfilm aller Zeiten, since y'know they are on a mission of the lord. Und ja, It's oh so quiet von Björk war stellenweise auch der passende Songtrack -- Stichwort unglücklich verliebt sein. Der Rausschmeisser aus der Schule war dann Fire, Water, Burn von der Bloodhound Gang -- der einzigste Song bei dem ich bisher (und wahrscheinlich jemals) headbangend von einer Bühne gestolpert bin. Gut, beim
Abischerz ist sowas glaube ich verzeihbar.

Samba pa ti - Santana: Während einem Jahr Zivi habe ich dieses Lied ca. 365 mal gehört -- jeden morgen, wenn wir die Behindis durchs Bad gescheucht haben, lief eine Santana Best of CD. Und eben so jeden morgen fragte mich einer der Behindis -- nennen wir ihn mal Karl -- "duisdessantanacd? gemmainmegamarktsantanacdkaufen?" Und ebenfalls jeden Tag lief damals The End von The Doors. Und "the end is my only friend" war damals wirklich wahr -- hauptsache den Zivi fertigkriegen. Ebenfalls um diese Zeit war ich oft bei Elke in Langenargen, mit der man endlose philosophische Diskussionen haben konnte -- oder auch nur was mit der Text von Man on the moon - REM wohl bedeuten mag.

Ein Studium bringt einen ja nicht nur mit neuen Leuten, sondern auch mit neuer Musik zusammen. In meinem Fall offenbarte mir Jiri die Erkenntnis, dass Jazz nicht nur Louis Armstrong ist, sondern auch so coole Sachen wie Tutu von Miles Davis oder Khmer
von Nils Petter Molvaer
-- letzterer mixt Jazz mit Elektronika (Trompete+Breakbeats+Samples) zu einem chilligen Soundteppich. Und wenn wir schon bei chilliger Elektronika sind -- Kruder & Dorfmeisters Speechless ist ein bewährtes Entspannungsmittel nach einem anstrengenden Tag an der Uni. Später erfuhr ich durch meinen Mitbewohner Michael, dass Bassisten nicht immer die Langweiler am Bühnenrand sein müssen -- Marcus Miller ist das Gegenbeispiel hierzu. Siehe auch mein früherer Eintrag zu seiner Version von Boogie on Reggae Woman. Wer in Konstanz studiert und sich für Jazz interessiert kommt nicht an Jürgen Waidele's Conversation vorbei -- um die Beschreibung kurz zu halten: Jürgen Waidele isch de Konschdanzer Schdevie Wonder.

Während meiner Diplomarbeit wurde ich lange Zeit mit dem gepfiffenen Riff von Peter Gabriels Sledgehammer begrüßt -- Simons (mein Büromitbewohner) Methode mich daran zu erinnern, dass er immer noch besagte CD ausleihen wollte und ich sie wieder vergessen hatte. Ebenso zu erwähnen ist mein damaliger Büronachbar Jan und sein 70er Jahre Musikgeschmack. Ob nun Jeff Beck tatsächlich der bessere Gitarrist als Clapton ist, bezweifle ich immer noch. Aber mit dem Rory Gallagher Virus hat er mich angesteckt.

Superstition - Stevie Wonder: Jeder, der keine Songs von Stevie Wonder kennt, ist ein totaler ignorant. Gut, bis vor ein paar Jahren war ich noch selber totaler Ignorant, aber inzwischen findet sich in meinem CD-Schrank sein kompletter 70er-Jahre-Output. Leider ist Stevie Wonder auch ein tolles Beispiel dafür, dass es ab dem dreissigsten Geburtstag mit der Kreativität steil bergab geht -- das sollte mir gerade heute zu denken geben. Auch wenn es mit der Kreativität vielleicht nicht mehr so ist, vom Musikmachen versteht der Mann immer noch gigantisch viel -- erst letzten September sah ich ihn in Rotterdam life. Mann, war das funky!

So, jetzt sind dreissig Jahre in Songs abgehakt. So let's Chill out (John Lee Hooker).